Ist Hydroponik nachhaltig?

 

Pflanzen, deren Wurzeln in großen Becken mit wertvollem Wasser wachsen, Plastikröhren, künstliches Licht und mineralischer Dünger - auf den ersten Blick wirkt Hydroponik alles andere als nachhaltig. Bei genauerer Betrachtung wird allerdings schnell klar, dass das Potential Ressourcen effizient zu nutzen enorm groß ist. Zwar sehen die Reservoirs von Hydroponikfarmen so aus, als wär der Wasserbedarf riesig, jedoch benötigt eine hydroponisch gewachsene Pflanzen weniger als 10% des Wassers im Vergleich zu einer herkömmlich erzeugten. Dies liegt daran, dass in den Kreisläufen kaum Wasser verdunstet und nichts versickert. Beim Dünger verhält es sich ähnlich. Mineralischer Dünger wird künstlich unter großem Energieeinsatz und unter Verwendung fossiler Ressourcen (Erdgas) hergestellt, jedoch wird nur genau die Menge verwendet, die die Pflanze aufnimmt. (Wem aber selbst das zu viel ist, sollte sich mit dem Thema Aquaponik beschäftigen, einem noch nachhaltigeren Kreislaufsystem.) 

 

Aus dem Verzicht auf Erde ergeben sich noch weitere Vorteile. So kann Hydroponik unabhängig von der örtlichen Bodenqualität betrieben werden. Integriert in Gebäude, häufig nur CEA (Controlled Environmental Agriculture) genannt, kann Gemüse an fast jedem Ort angebaut werden - in Stadtstaaten wie Singapur, Wüstenstaaten wie Israel und selbst in einer Forschungsstation in der Antarktis. Es entfallen lange Transportwege und Emissionen. Da Hydroponikanlagen in alle Größen skaliert werden können, werden Kleinstanlagen auch oft von privaten Haushalten betrieben. In diesem Fall kann zudem auf die Verwendung von Einwegverpackungen verzichtet werden. Das schnelle Wachstum der Pflanzen und die Möglichkeit des ganzjährigen Anbaus erhöhen den Ertrag pro Fläche massiv. 

 

Singapur
Wüste Israel
Eiswüste Antarktis

 

Ein häufiges Gegenargument zur Effizienz des hydroponischen Anbaus ist der hohe Energiebedarf bei der Verwendung von künstlichem Licht. Übrigens ist Kunstlicht keine Bedingung der Hydroponik, sondern immer notwendig, wenn Pflanzen in geschlossenen Räumen (Ausnahme Gewächshäuser) wachsen sollen. Die Verknüpfung geht wohl darauf zurück, dass CEA und Vertical Farming in den meisten Fällen auf hydroponische Anbauverfahren zurückgreifen. Dennoch ist der hohe Energiebedarf der Beleuchtung ein relevanter Kritikpunkt, der diskutiert werden sollte. Stromsparende LED-Technik ist in den letzten Jahren zum Standard geworden. Pflanzenlampen werden nicht nur beim Verhältnis von Lichtausbeute zu Strombedarf effizienter, sondern auch bei der Erzeugung eines auf die Pflanze angepassten Lichtspektrums. So werden nur noch die Wellenlängen emittiert, die die Pflanze für ihr optimales Wachstum benötigt. Trotz allem sollte der Energiebedarf großer Farmen nicht unterschätzt werden. Nachhaltiges Vertical Farming ist auf Dauer nur möglich, wenn der Strom aus erneuerbaren Energiequellen stammt und nach Möglichkeit auf natürliches Licht zurückgegriffen wird. 

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